Leseprobe von:
Die Glasbläserin | Erotischer Roman
von Katy Kerry
In Anbetracht dessen, dass sie ihrer Haut eine ordentliche Abreibung angedeihen lässt, so wie sie es von zu Hause gewöhnt ist, wenn sie sich unter freiem Himmel vor dem Brunnen wäscht, steht sie auf und stellt sich vor den Waschtisch.
»Sehr vornehm«, sagt sie schmunzelnd, sieht sich dabei selbst in dem Spiegel, wobei sie sich ein frivoles Lächeln nicht verkneifen kann. »Das könnte dir gefallen. Nicht wahr?«
Mit Vorfreude auf das warme Wasser, das sie bisher stets als Verschwendung angesehen hat, insbesondere da sie jenes extra dafür auf dem Herd kochen müsste, fasst sie nach dem kostbaren Krug und gießt das herrlich heiße Nass in die Waschschüssel.
Nach einem kurzen Test, ob es nicht zu heiß ist, beschließt sie, sich auch noch ihres Höschens zu entledigen, und bindet somit die Baumwollbänder los, sodass es ebenso auf die Erde fällt.
Ein Schnaufen, das von draußen kommt, lässt sie kurz erschaudern. Jedoch auf den Gedanken besinnend, es könnte sich doch nur um den Erzbischof handeln, der sie durch das Schlüsselloch beobachtet, versucht sie ruhig zu bleiben. Die Gelegenheit, sie in einem ganz intimen und privaten Moment beobachten zu können, möchte sie ihm gern gewähren.
Bewusst rekelt sie sich vor dem Spiegel, wie es einst Cleopatra, deren Memoiren sie alle verschlungen hat, getan haben muss, um Cäsar für etwaige Sexspielchen anzulocken. Dabei bedient sie sich des Baumwolltuches, lässt damit Wasser über ihren Arm in die Waschschüssel laufen und seufzt dazu lautstark.
Ihr leises Kichern hinsichtlich des Gedankens, er würde sich draußen auf den Flur durch ihren Anblick in Ekstase versetzt fühlen, lässt sie innerlich ins Fäustchen lachen. Bewusst stöhnt sie lauter, mit Verlaub soll es bis nach draußen zu ihm gelangen. So nach dem Motto: Ich bin krank vor Sehnsucht, dich zu sehen, soll ihm die ... bis ins Hirn steigen, wonach er nicht mehr in der Lage wäre, zu unterscheiden, ob er nun ein Mensch oder ein unbändiges, vor Lust eiferndes Tier zu sein vermag.
Es scheint kein Zufall zu sein, dass bestimmte Formen des Betrachtens als Perversion gesehen werden. In diesem Fall trachtet der Voyeur nach der speziellen Art des Sehens, nämlich der Lust, ähnlich einem Betrachter eines Gemäldes, das er vergöttert, aber möglicherweise niemals erreichen kann.
Auch wenn im Normalfall der voyeuristische Blick nicht reziprok ist, so beruht er in diesem untypischen Fall sehr wohl auf Gegenseitigkeit, weil Amélie den Erzbischof zwar nicht sehen kann, aber annimmt, dass er vor der Tür steht.
Die Gefahr des Entdeckens spielt hier bestimmt eine große Rolle, auch wenn er sich eher in Sicherheit wiegen kann, weil ihm ja nicht bewusst ist, dass sie weiß, dass er vor der Tür steht, und bei ihrem Anblick möglicherweise ...
Ein Umstand, der seine ... gewiss um ein Vielfaches steigert, was bei ihr wiederum ein Gefühl des heftigen Verlangens auslöst. So haben beide etwas davon.
Mit der Erkenntnis eines unbändigen Begehrens bewegt sie sich weiterhin so erotisch wie möglich, schwingt ihre Hüften, ...