Leseprobe von:
Der Keller der Sünde | Erotischer Roman
von Claire D. Anderson
Er war mein ältester Freund, und auch wenn wir nicht immer in Kontakt geblieben waren, verdiente er es, dass ich ihm mit Freundlichkeit und Respekt begegnete.
Auf diese nüchterne Erkenntnis folgte ein Ziehen in meinem Unterleib, als ich ihn vor meinem inneren Auge noch einmal vor mir sah: groß, muskulös, breite Schultern, das ebenmäßige Gesicht mit den männlichen Zügen, die schwarzen Haare, die zerzaust von seinem Kopf abstanden, die dunklen, glänzenden Augen. Langsam glitt ich an der Hand dieses Mannes hinüber ins Land der Träume ...
... und landete einmal mehr in der dunklen Gasse vor dem Kellerabgang und dem schmierigen Türsteher. Es waren Wochen vergangen, in denen wir gefeiert und unsere Drogen aufgebraucht hatten, und endlich, endlich war wieder eine Tanznacht angesagt. Ich wunderte mich im Nachhinein manchmal, dass niemand von uns sieben ausgestiegen war, bis zum Ende nicht. Aber scheinbar waren wir uns alle einig: Wir wollten ungehorsam sein, wir wollten Spaß haben und wir waren bereit, freiwillig mit unseren Körpern dafür zu bezahlen. Wieder sollten wir nackt tanzen, mit verbundenen Augen. Mein Herz klopfte, denn niemand hatte uns verraten, wie wir unsere Performance vom letzten Mal steigern konnten. Irgendwo in mir drin wusste ich, was als Nächstes kommen würde, aber ich sagte es nicht. Den Blicken der anderen nach zu urteilen vermuteten sie dasselbe.
Nacheinander holten sie uns in den kleinen Raum, in dem wir uns auszogen. Diesmal fühlte ich mich auch dabei schon beobachtet. Ich trat als Letzte hinaus in den Saal mit dem Teppich und der Musik und sah, wie den anderen bereits die Augenbinden umgelegt wurden. Im Dunkel um die Tanzfläche konnte ich schemenhaft Gestalten ausmachen, doch bevor ich genauer hinsehen konnte, senkte sich auch über mich die Dunkelheit der Blindheit durch den schwarzen, samtweichen Stoff.
Die Musik setzte ein. Sie schien mir lauter, intensiver zu sein als sonst, und ich nahm die Geräusche um mich viel näher wahr. Jacob war ganz in meiner Nähe und bald spürte ich wieder die Körper und Hände der anderen an mir, doch diesmal schienen es mehr zu sein.
Die Hände fühlten sich fordernd und besitzergreifend an, wie sie meine Hüften packten, die Körper behaarter, sehniger, die Wangen kratziger und der Duft war anders. Erwachsener, als wir es waren. Begehrlich rieben sich zwei Männer an mir und ich spürte, wie sich die Atmosphäre im Raum immer mehr verdichtete. Schließlich fühlte ich auch eine Frau mit schweren, großen Brüsten an mir. Sie ging langsam in die Knie, während sie meinen Körper mit ihrer heißen Zunge leckte. ...