Leseprobe von:
Das hemmungslose EscortGirl | Erotischer Roman
von Clarissa Thomas
Ich kannte James lange genug und wusste von der Verwandlung, die sich mit ihm vollziehen würde, sobald wir unter uns waren. Er konnte bei einem gemeinsamen Essen sehr detailliert über die Besonderheiten des ostasiatischen Aktienmarkts referieren, um dann, nur kurze Zeit später, in der sicheren Sphäre einer Suite, zu dem Tier zu werden, das tagsüber unter der Oberfläche seiner Kultiviertheit schlummerte.
Mir drängte sich das Bild einer Flasche Champagner auf, Sekunden bevor sich der Korken endgültig unter kundigen Fingern löst und der vorher so gut verborgene Druck schlagartig hervortritt. Auch in mir breitete sich das nervöse Prickeln der Vorfreude aus. Bei aller Erfahrung, die ich mittlerweile in diesem einschlägigen Bereich besaß, war doch jeder Termin etwas Einzigartiges, etwas Unberechenbares ...
Obwohl James nur ein zweistündiges Private Date gebucht hatte, war der Umschlag, den er mir überreichte, gut gefüllt. Ich vertraute ihm und machte mir gar nicht erst die Mühe, nachzuzählen. James war sehr spendabel, häufig legte er noch ein beachtliches Trinkgeld dazu, sodass ich in meiner kleinen Handtasche einen Betrag verschwinden ließ, für den andere Menschen einen Monat lang arbeiten mussten.
Bevor die verspiegelten Türen des Fahrstuhls auseinanderglitten, musterte ich ein letztes Mal mein Erscheinungsbild - doch, ich konnte mit dem Anblick zufrieden sein. Mein langes, hellblondes Haar, die azurblauen Augen, die schlanke Silhouette ... einmal mehr würde ich dem hohen Preis gerecht werden.
Der Teppich des Flurs schluckte jedes Geräusch. Die Ruhe vor dem Sturm, ging es mir durch den Kopf, doch der Sturm war längst da. Ich spürte es, als James nach meiner Hand griff, so fest und bestimmt, als würde er sie nie wieder loslassen wollen. Nur kurz, um mit der Sicherheitskarte die Zimmertür zu öffnen, trennten sich unsere Finger. Kaum waren wir eingetreten, zogen sich unsere Körper mit einer Kraft, die mehr als nur magnetisch war, zueinander hin.
Und dann war er da, dieser jedes Mal so großartige Moment des ersten Kusses. Diese eine Sekunde zwischen dem Schließen der Augen und dem Aufeinandertreffen der Lippen, diese Grauzone von Sehnsucht und Erfüllung. Alles schien möglich, die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft verschmolzen zu einem einzigen Augenblick. Unsere Münder erkannten einander, das Spiel der Zungen setzte ein - schüchtern zunächst, erkundend nur, um sich schließlich mit ganzer Kraft in die Welle der Erregung zu werfen.
Die Bewegungen meiner Finger verselbstständigten sich; waren sie eben noch an James’ breitem Nacken beschäftigt, gingen sie nun ihre eigenen Wege, lösten die Krawatte und öffneten den Hemdkragen. Ich wollte diesen Mann, wollte ihn von aller unnötigen Verkleidung befreien und so sehen, wie die Natur ihn geschaffen hatte: groß, stolz und kräftig. Doch dann, mit einer schier übermenschlichen Anstrengung, mäßigte sich James, bremste die eigenen Zärtlichkeiten und wehrte meine sanft ab.
»Ophelia, warte kurz - es gibt da etwas, ...