Leseprobe von:
Ich will es wild | Erotische Geschichten
von Mandy Moore
Dazwischen auf dem Boden ein flauschiger, hellgrauer Teppich, auf dem ein aus alten Holzdielen gezimmerter kleiner Tisch stand. Darauf eine Vase mit frischen bunten Blumen. An jeder Wand hing ein Bild. Filigrane Tuschezeichnungen auf chinesischem Büttenpapier hinter einem schwarzen Passepartout in einem schlichten goldenen Rahmen. Extrem reduziert. Mit wenigen Strichen das Wesentliche erfasst. Erst auf den zweiten Blick erkannte man, dass es sich um erotische Zeichnungen handelte. Genial!
Antonia ließ sich auf der Couch nieder, während Karlo sich in den Sessel setzte. Lola hantierte in der Ecke an einem kleinen Einbaukühlschrank. Sie öffnete eine Flasche Prosecco und füllte ungeschickt drei Gläser. Antonia bemerkte, dass ihre Hände beim Einschenken zitterten. Sie selbst hatte ihre Hände zwischen ihre nackten Knie gepresst und hoffte, dass man ihre Nervosität nicht bemerkte.
Karlo hatte sich mit dem Sessel gedreht und starrte mit großen Augen auf die Zeichnungen. »Wahnsinn, fantastisch«, murmelte er.
»Ja, das sind ganz großartige Arbeiten eines interessanten spanischen Künstlers hier aus Barcelona. Ein verrückter Kerl, der schon die ganze Welt bereist, alle möglichen und unmöglichen Berufe ausgeübt und erst vor wenigen Jahren mit der Kunst angefangen hat. Hinten in dem kleinen Nebenraum hängen noch mehr Arbeiten von ihm.« Lola reichte jedem ein Glas, gemeinsam stießen sie an, jeder schaute jedem in die Augen.
»Auf uns und auf den bevorstehenden Abend, was immer da kommen mag«, sagte Karlo grinsend.
Lola lächelte scheu und Antonia trank schnell, um ihre Verlegenheit zu verbergen.
»Entschuldigt ihr mich einen Moment, ich muss mir unbedingt diese anderen Zeichnungen im Nebenraum anschauen.« Karlo stellte sein Glas ab und verschwand nach hinten.
Die beiden Frauen saßen nun schweigend und verlegen nebeneinander, nippten hin und wieder an ihrem Glas. Eine elektrische Ladung schien zwischen den beiden zu funken.
Schließlich nahm Antonia all ihren Mut zusammen und fragte: »Lola, hast du was mit ihm?«
»Nein, habe ich nicht.« Es klang bedauernd. »Und du? Ihr kennt euch doch nicht wirklich erst seit eben, oder?«
»Doch, doch, das ist wahr. Ich habe nichts mit ihm.«
»Hättest du denn gern?«, fragte Lola mit belegter Stimme. Ihr Gesicht war nur noch wenige Zentimeter von Antonias entfernt.
»Ich weiß nicht ...«, flüsterte sie.
Lolas Gesicht kam noch näher. »Ich weiß aber, dass ich dich jetzt küssen muss«, flüsterte sie zurück, bevor sie ihre Lippen sanft auf Antonias legte. Warm und weich fühlten sich die Lippen an. Sie schlossen beide die Augen, um das wunderbare Gefühl zu genießen. Wie von selbst öffneten sich die Lippen und ihre Zungenspitzen gingen auf Erkundungstour. Antonia hatte ihre Hand auf Lolas nackten Oberschenkel gelegt, Lolas Hand lag in Antonias Nacken.
Ihre Lippen lösten sich kurz voneinander, sie schauten sich tief in die Augen, dann küssten sie sich wieder, diesmal fester, intensiver. Ihre Zungen spielten miteinander und die Welt um sie herum schien sich aufzulösen.